Calcitlösekapazität
Die Qualität von Wasser lässt sich auf viele verschiedene Arten bewerten – von der chemischen Zusammensetzung bis hin zur Eignung für technische Anwendungen oder den menschlichen Gebrauch. Eine oft übersehene, aber entscheidende Größe ist dabei die sogenannte Calcitlösekapazität. Dieser Begriff beschreibt, wie aggressiv oder korrosiv ein Wasser in Bezug auf Calciumcarbonat (CaCO₃) ist – also darauf, ob es Kalk auflösen oder abscheiden kann.
Vor allem in der Wasseraufbereitung, Haustechnik und Anlagentechnik spielt diese Eigenschaft eine wichtige Rolle. Denn Wasser, das Calcit zu stark löst, kann auf Dauer Beton, Mörtel, Rohre oder Speicheranlagen angreifen. Umgekehrt kann Wasser mit niedriger Calcitlösekapazität dazu neigen, Kalk abzusetzen, was wiederum zu Verstopfungen, Energieverlusten und technischen Schäden führt.
Was ist Calcit überhaupt?
Calcit ist die kristalline Form von Calciumcarbonat (CaCO₃) – ein natürlich vorkommender Stoff, der in vielen Gesteinen wie Kalkstein, Marmor oder Kreide enthalten ist. In der Wasseraufbereitung ist Calcit ein wichtiger pH-Stabilisator und wird oft gezielt in Filteranlagen eingesetzt, um säurehaltiges Wasser zu neutralisieren. Gleichzeitig ist Calcit ein Maßstab dafür, wie stabil das Wasser gegenüber Ausfällungen oder Korrosion ist.
Was bedeutet Calcitlösekapazität?
Die Calcitlösekapazität gibt an, in welchem Maße ein Wasser unter den gegebenen Bedingungen in der Lage ist, festes Calciumcarbonat zu lösen. Sie beschreibt also das chemische Ungleichgewicht zwischen dem im Wasser gelösten Kalk und der Menge, die theoretisch gelöst sein könnte, wenn das Wasser im Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht wäre.
Je nach Wert unterscheidet man:
- Positiver Wert: Das Wasser ist unterkalkgesättigt und kann noch Calcit lösen → potenziell korrosiv
- Nullwert: Das Wasser ist im Gleichgewicht mit Calciumcarbonat → neutral
- Negativer Wert: Das Wasser ist übersättigt und neigt zur Kalkausfällung
Ein idealer Zustand liegt meist nahe dem Nullpunkt – weder aggressive Korrosion noch übermäßige Ablagerung.

Warum ist die Calcitlösekapazität so wichtig?
Die praktische Relevanz dieses Wertes ergibt sich aus der Wirkung, die das Wasser auf Materialien und Anlagen hat. Wird beispielsweise unterkalkgesättigtes Wasser durch Rohrleitungen geführt, kann es schleichend Schutzschichten aus Kalk anlösen, die eigentlich das Material vor Korrosion bewahren. Das gilt insbesondere für:
- Zementgebundene Rohrleitungen oder Speicher
- Metallrohre und Armaturen, bei gleichzeitiger CO₂-Übersättigung
- Betonoberflächen in Wasserspeichern und Brunnenanlagen
Andererseits kann kalkübersättigtes Wasser zur Ablagerung von Kesselstein führen – mit allen damit verbundenen Folgen wie erhöhtem Energieverbrauch, verstopften Leitungen und Wartungsaufwand. Kurz gesagt: Die Calcitlösekapazität ist ein Maß dafür, ob Wasser sich eher korrosiv oder kalkabscheidend verhält – und beeinflusst somit direkt die Lebensdauer und Betriebssicherheit von Wasseranlagen.
Wie wird die Calcitlösekapazität gemessen?
Die Bestimmung erfolgt über eine wasserchemische Analyse, in der Parameter wie pH-Wert, Calciumgehalt, Hydrogencarbonat (HCO₃⁻), Temperatur und freies Kohlendioxid erfasst werden. Daraus berechnet man, wie viel Calcit theoretisch gelöst oder ausgefällt würde.
Wichtige Einflussfaktoren:
- pH-Wert: Je niedriger, desto höher die Lösungskapazität
- CO₂-Gehalt: Überschüssiges Kohlendioxid fördert Calcitlösung
- Härtegrad: Höhere Calcium- und Magnesiumkonzentrationen fördern Ausfällung
- Temperatur: Erwärmung senkt die Löslichkeit von Kalk
Zur Bewertung wird häufig die sogenannte Sättigungsdifferenz herangezogen – also der Unterschied zwischen dem gemessenen pH-Wert und dem theoretischen pH-Wert bei Calcitgleichgewicht.
Auswirkungen auf die Wassertechnik
In der Praxis ist die Calcitlösekapazität besonders bei folgenden Anwendungen entscheidend:
- Planung und Betrieb von Trinkwasseranlagen
- Auslegung von Filter- und Enthärtungsanlagen
- Betrieb von Heizungs- und Kühlkreisläufen
- Brunnenausbau und Speichertechnik
- Industriewasser- und Prozesswassersysteme
Ein zu aggressives Wasser kann hier erhebliche Schäden verursachen, insbesondere wenn es über längere Zeit in Kontakt mit zementgebundenen oder metallischen Werkstoffen steht. Gleichzeitig kann kalkabscheidendes Wasser unnötige Wartungskosten und Energieverluste verursachen.
Böckenholt Wasseraufbereitung: Unterstützung bei der Wasserbewertung
Wir von Böckenholt Wasseraufbereitung bieten fundierte Analysen zur Calcitlösekapazität und unterstützen unsere Kunden dabei, ihr Wasser technisch korrekt einzustufen und zu behandeln. Ob im privaten Hausbrunnen, in der Landwirtschaft oder in industriellen Anwendungen – wir beraten bei der Auswahl geeigneter pH-Stabilisatoren, Filtermaterialien oder Dosiertechniken, um Korrosion und Kalkablagerungen zu vermeiden.
- Regelmäßige Wasseranalysen zur Bestimmung der Sättigungslage
- Systemoptimierung für Anlagen mit problematischer Calcitlösekapazität
- Maßgeschneiderte Wasseraufbereitungsanlagen, z. B. mit Calcit-Filtern oder CO₂-Dosierung
- Langfristige Betreuung zur Sicherstellung technischer Betriebssicherheit