Keime
Keime im Trinkwasser umfassen eine Vielzahl von Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Parasiten, die auf natürliche Weise oder durch externe Verunreinigungen ins Wasser gelangen können. Während viele dieser Mikroorganismen harmlos sind, können einige gesundheitsgefährdend sein, insbesondere wenn sie krankheitserregend sind oder zur Bildung von Biofilmen beitragen.
Häufige Keime und ihre Gefahren
Legionellen
Legionellen sind Bakterien, die in geringer Konzentration in natürlichem Wasser vorkommen, sich aber in warmem Wasser (25–50 °C) stark vermehren können. Besonders problematisch sind sie in geschlossenen Wassersystemen wie Warmwasserspeichern, Klimaanlagen oder Duschen.
Eine besondere Gefahr besteht darin, dass Legionellen über zerstäubte Wassertröpfchen (Aerosole) in die Atemwege gelangen können. Dies geschieht beispielsweise beim Duschen, in Whirlpools oder bei der Klimaanlagennutzung. Durch das Einatmen der mit Legionellen belasteten Aerosole können schwere Atemwegserkrankungen wie die Legionärskrankheit oder das Pontiac-Fieber entstehen. Diese Krankheiten sind insbesondere für immungeschwächte Personen gefährlich und erfordern oft eine intensive medizinische Behandlung.
E. coli (Escherichia coli) und coliforme Keime
E. coli gehören zur Gruppe der Coliformen Keime, einer vielfältigen Bakteriengruppe aus der Familie der Enterobacteriaceae, die gemeinsame Eigenschaften besitzen. Coliforme Bakterien sind weit verbreitet und kommen natürlicherweise in Böden, Pflanzen, Oberflächengewässern und Abwasser vor. Ihr natürliches Habitat ist jedoch der Darmtrakt von Mensch und Tier, weshalb ihr Vorkommen im Trinkwasser auf eine mögliche fäkale Verunreinigung hinweisen kann.
Nicht alle coliformen Bakterien sind gesundheitsgefährdend. Einige E. coli-Stämme leben harmlos in Oberflächengewässern und stellen keine Gefahr für den Menschen dar. Bestimmte pathogene E. coli-Stämme wie EHEC können jedoch Toxine produzieren, die schwere Durchfallerkrankungen oder schwerwiegende Gesundheitsprobleme wie Nierenversagen verursachen. Daher ist eine regelmäßige Wasseranalyse wichtig, um potenziell gefährliche Verunreinigungen frühzeitig zu erkennen.
Enterokokken
Enterokokken sind eine Bakteriengattung, die natürlicherweise im Darmtrakt von Mensch und Tier vorkommt. Während sie dort eine wichtige Rolle für die Verdauung spielen, gelten sie im Trinkwasser als Indikator für fäkale Verunreinigungen. Ihr Nachweis im Wasser deutet darauf hin, dass Krankheitserreger wie Viren oder andere Bakterien ins Wassersystem gelangt sein könnten.
Im Gegensatz zu coliformen Keimen sind Enterokokken besonders widerstandsfähig gegenüber Umweltbedingungen und können in Wasser, Böden und Lebensmitteln überleben. Ihre Präsenz weist auf eine länger zurückliegende oder tiefere Kontamination hin, die nicht nur durch menschliche, sondern auch durch tierische Quellen verursacht werden kann.
Einige Enterokokken-Stämme können Infektionen verursachen, insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Besonders problematisch sind multiresistente Enterokokken (VRE), die gegen viele Antibiotika unempfindlich sind. Regelmäßige Wasseranalysen und gezielte Aufbereitungsverfahren wie UV-Desinfektion oder Filtrationssysteme sind essenziell, um eine Verunreinigung durch Enterokokken sicher auszuschließen und die Wasserqualität zu gewährleisten.
Pseudomonaden
Pseudomonaden sind weit verbreitete Bakterien, die in Trinkwasser, Boden und sogar Desinfektionsmitteln überleben können.
- Besonders problematisch ist Pseudomonas aeruginosa, das in beschädigten oder schlecht gewarteten Leitungssystemen wächst.
- Dieses Bakterium ist für seine hohe Antibiotikaresistenz bekannt und kann Infektionen verursachen, insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.
Viren und Parasiten
Neben Bakterien können auch Viren und Parasiten über Trinkwasser übertragen werden.
- Noroviren: Hochinfektiöse Viren, die Magen-Darm-Erkrankungen verursachen.
- Cryptosporidien: Parasiten, die widerstandsfähig gegen Chlor sind und Durchfallkrankheiten auslösen können.
Biofilme – eine unsichtbare Gefahr
Ein Biofilm ist eine schleimige Schicht aus Mikroorganismen, die sich an Oberflächen in Wasserleitungen, Tanks und Warmwassersystemen bildet.
- Biofilme bieten ideale Bedingungen für das Wachstum von Keimen wie Legionellen oder Pseudomonaden.
- Sie können das Wasser kontaminieren und die Wirksamkeit von Desinfektionsmaßnahmen reduzieren.
- Ablagerungen in Rohrleitungen erschweren zudem den Wasserfluss und können Korrosion fördern.

Wie gelangen Keime ins Trinkwasser?
1. Natürliche Ursachen
Keime können durch natürliche Prozesse in Wasserquellen wie Flüssen, Seen oder Grundwasser gelangen.
- Regenwasser kann organisches Material aufnehmen, das Mikroorganismen enthält.
- Oberflächenwasser kann durch Tiere oder landwirtschaftliche Einträge belastet werden.
2. Kontaminierte Leitungssysteme
Undichte oder veraltete Leitungen sind eine häufige Ursache für Keimbelastungen.
- Risse in Wasserleitungen ermöglichen das Eindringen von Verunreinigungen.
- In stehenden Wasserleitungen vermehren sich Keime besonders schnell.
3. Hausinstallationen und Biofilmbildung
Innerhalb von Gebäuden kann die Wasserqualität durch schlecht gewartete Installationen beeinträchtigt werden.
- Warmwasserspeicher und Rohre: Bei unzureichender Reinigung bilden sich Biofilme.
- Selten genutzte Wasserhähne und Leitungen: Können Keime beherbergen, die sich im Stagnationswasser vermehren.
Gesundheitsrisiken durch Keime im Trinkwasser
- Infektionskrankheiten: Keime können Atemwegserkrankungen, Magen-Darm-Infektionen oder sogar lebensbedrohliche Krankheiten verursachen.
- Besonders gefährdete Gruppen: Kinder, ältere Menschen und immungeschwächte Personen sind anfälliger für wasserbedingte Erkrankungen.
- Langfristige Folgen: Wiederholte Infektionen durch kontaminiertes Wasser können chronische Gesundheitsprobleme hervorrufen.
Wie lassen sich Keime im Trinkwasser erkennen?
- Trübungen: Sichtbare Verfärbungen oder Trübungen deuten auf Verunreinigungen hin.
- Unangenehmer Geruch: Fauliger oder chlorähnlicher Geruch kann auf Mikroorganismen im Wasser hinweisen.
- Regelmäßige Wasseranalysen: Eine mikrobiologische Untersuchung ist der sicherste Weg, um eine Kontamination frühzeitig zu erkennen.
Maßnahmen gegen Keime im Trinkwasser
1. UV-Desinfektionsanlagen
- Zerstören Keime mit ultraviolettem Licht, indem sie deren DNA schädigen.
- Effektiv gegen Bakterien, Viren und Parasiten ohne chemische Zusätze.
- Besonders geeignet für private Haushalte, Gewerbe und Industrie.
2. Filtrationssysteme
- Aktivkohlefilter binden organische Verbindungen und verbessern die Wasserqualität.
- Mikro- und Ultrafiltrationssysteme entfernen feinste Partikel und Mikroorganismen.
3. Chlorierung
- Chlor wird zur Desinfektion genutzt, kann jedoch Nebenprodukte im Wasser hinterlassen.
- Häufig in kommunalen Wassersystemen eingesetzt.
4. Regelmäßige Wartung
- Thermische Desinfektion: Erhitzen von Wasser zur Abtötung von Legionellen.
- Spülen von Leitungen: Verhindert Stagnation und das Wachstum von Biofilmen.
Keime im Trinkwasser sind eine ernstzunehmende Gefahr, die durch regelmäßige Überprüfung und gezielte Wasseraufbereitung minimiert werden kann. Besonders Biofilme in Rohrleitungen bieten ideale Bedingungen für das Wachstum von Mikroorganismen und erfordern gezielte Maßnahmen wie UV-Desinfektion oder regelmäßige Wartung. Mit modernen Filtrationssystemen und einer professionellen Wasserhygiene lassen sich Keime effektiv bekämpfen, sodass Trinkwasser jederzeit sicher bleibt.